Junioren Qualifikationsmeisterschaft in Brandenburg an der Havel

Alle zwei Jahre werden die Juniorenqualifikationsmeisterschaften für die Deutsche Juniorenmeisterschaft abgehalten. Dabei fliegen Piloten und Pilotinnen aus ganz Deutschland um die Startplätze der DMJ. Dieses Jahr richtete der Flugplatz Brandenburg-Mühlenfeld (EDBE), 60 km westlich von Berlin gelegen, diesen zentralen Wettbewerb für die verschiedenen Flugzeugklassen aus. Es fanden sich, neben mir, aus ganz Deutschland 64 Piloten und Pilotinnen ein, um die Gegend um Berlin herum fliegerisch zu erkunden und um die begrenzten Plätze der DM zu wetteifern.

Ich reiste am Mittwoch, den 6. Juli an, um bis zum ersten Wertungstag am 8. Juli noch Zeit für die Wägung und technische Kontrolle unseres Discus CS, dem AX, zu haben. Leider waren für die erste Zeit noch Schauer, hohe Bedeckungsgrade und starker Wind vorhergesagt. Wir bauten zwar unsere Flugzeuge auf, die ersten zwei Wertungstage wurden für die Clubklasse aber dann neutralisiert. Da die Clubklasse ohne Wasserballast fliegt, stellen hohe Windgeschwindigkeiten für sie eine noch größere Herausforderung dar als für die schwerere Standardklasse oder die Doppelsitzer.

Am Sonntag konnten wir dann zum ersten Mal starten. Dabei war das Obenbleiben nach dem Start aber zunächst schwierig: es gab etliche Piloten, die nochmals landen mussten. Auch ich brauchte einen zweiten Flugzeug-Schlepp, bevor ich abfliegen konnte. Den Abflug wählte ich etwas zu spät, sodass ich rasch den Anschluss an die restlichen Flugzeuge verlor und meine Routenwahl auch nicht optimal war. Nach dem ersten Wendepunkt des Dreiecks, das wir an diesem Tag fliegen mussten, sank ich immer tiefer hinunter und konnte bei 40 km/h Rückenwind keine Thermik mehr finden. So endete mein erster Wettbewerbsflug auf einer großen Wiese.

Am Montag ging die Aufgabe Richtung Stendal und in die Nähe von Dessau. Die Bedingungen waren nun besser, sodass ich gut um die vorgeschriebenen Wendepunkte kam und auch wieder auf dem Flugplatz landen konnte. Ich hatte auch Zeit, mir die Landschaft anzusehen. Ganz anders als in Geitau gab es keine Berge. Stattdessen erstreckte sich das Flachland soweit man sehen konnte, die einzigen größeren Merkmale waren die Elbe, die Havel und Wälder.

Auch am Dienstag konnten wir fliegen, die Aufgabe sah einen Wendepunkt bei Bronkow, südöstlich von Berlin, vor. Ich konnte auf diesem Flug meine Vorfluggeschwindigkeit und die Zeiten im Aufwind optimieren, um insgesamt schneller zu werden. Auf dem letzten Schenkel entschied ich mich jedoch, zu weit im Osten zu fliegen und versäumte so den Anschluss an den letzten Aufwind, den ich gebraucht hätte, um nach Brandenburg zu kommen. Dieser Flug endete wieder auf einer Wiese.

Der Mittwoch wurde wegen einer schwachen Front mit viel hoher Bewölkung neutralisiert. Wir widmeten uns stattdessen dem Alternativprogramm: Beachvolleyball spielen und in den vielen Seen von Brandenburg an der Havel baden.

Für Donnerstag war eine AAT-Aufgabe ausgeschrieben, man konnte also selbst bestimmen, wie weit man in die Wendesektoren einfliegen wollte. Da ich mich bald nach dem Abflug schwer tat, einen passenden Aufwind zu finden, verlor ich viel Zeit und konnte die vorgegebenen Sektoren nur ankratzen. Zusätzlich zogen hohe Wolken auf, die die weitere Thermik störten. So kam ich, vor allem im Vergleich zu den schon früher Abgeflogenen, eher langsam voran.

Leider wurde der Freitag wegen zu starkem Wind neutralisiert.

Der letzte Wertungstag am Samstag stellte nochmal einen fliegerischen Höhepunkt dar. Auf der Rückseite einer schwachen Kaltfront bildeten sich bei starkem Wind Aufreihungen von Thermik. So konnte ich große Teile des ersten Schenkels im Geradeausflug zurücklegen, ohne an Höhe zu verlieren oder kreisen zu müssen. Auf dem Rückweg war es ähnlich, bloß diesmal mit 40 km/h Rückenwind. Da es solche Wolkenstrassen in den Alpen nur extrem selten gibt, war dieser Flug eine völlig neue Erfahrung für mich. Das Gefühl, bei 130 km/h über Grund dennoch 2,5 m/s zu steigen war einfach unbeschreiblich. Da tat es schon fast in der Seele weh, bei solch guten Bedingungen nach der Aufgabe schon landen zu müssen. An diesem letzten Wertungstag belegte ich sogar noch den 7. Platz, was mich auch freute. Ich hatte mich im Vergleich zu den ersten Tagen fliegerisch schon deutlich verbessert.

Am Sonntag erfolgte die Siegerehrung und die lange Heimreise. Insgesamt belegte ich den 15. von 21. Plätzen in der Clubklasse, qualifizierte mich also nicht für die DMJ 2023. Nichtsdestotrotz war es eine tolle Erfahrung, so viele Segelflugzeuge und Piloten an einem Ort zu erleben. Die Lernkurve dieser Woche war sicher steil und das Wettbewerbsgeschehen anstrengend. Aber gerade deshalb konnte ich viel an meinen Flügen verbessern und dazulernen. Ich freue mich schon, das Erlernte auch in Geitau umzusetzen. Besonders der Austausch mit anderen Junioren, das Leben am Flugplatz und das Fliegen in einer völlig anderen Gegend machten diese Juniorenquali zu einer tollen Erfahrung.

Luis