S e r v i c e s

Vorder- und Hintergründiges zu Geitauer Frühstartversuchen

Die Tücken der Südföhnlagen am Beispiel des 9. Mai, berichtet von Hans Fitterer:

Seit geraumer Zeit beschert uns der Wettergott Südlagen. Zum Teil sogar segelfliegerisch recht Ergiebige. So haben bereits vergangene Woche (2./3. Mai) einige Freunde aus Österreich wieder 1000er abgespult und so abermals das große Potential der Nordalpen bei solchen Wetterlagen unter Beweis gestellt. Verständlich, dass ich da auch mal gerne mitmischen würde.

Doch abgesehen davon, dass derart große Flüge ohnehin nie geschenkt sind, sondern sehr, sehr viel Erfahrung, Wissen und Können erfordern, ist ein Abflug früh am Morgen Voraussetzung. Und gerade ein solcher ist beim Geitauer Windenbetrieb das große Problem (oder die große Herausforderung – wie man will).

Jedenfalls scheiterte ein Frühstartversuch am Donnerstag vor einer Woche (2.Mai) an einer Mega-Inversion, die den ganzen Tag jeglichen Fluchtversuch nach Süden unterband. Am Vormittag gab’s sogar Nebel wie im Herbst – das macht Laune! Leider ist eine solche feucht-stabile Grundschicht am Nordalpenrand bei guten Föhnlagen nicht gerade selten. Bis jetzt kenne ich noch kein Rezept, nach dem man am Vorabend einigermaßen sicher beurteilen könnte, ob der Südwind bis in die Geitauer Niederungen reicht oder nicht.

Am Vatertag, dem 9. Mai, sah es jedoch recht vielversprechend aus. Um Viertel nach Neun gleich nach dem Ausklinken ein halber Meter Steigen; wahrscheinlich wäre sogar ein früherer Startzeitpunkt möglich gewesen. Allerdings hätte das streckenmäßig nicht viel gebracht, wie die nächsten 3 Stunden zeigen sollten. Denn obwohl Wendelstein, Maroldschneid und Sonnwendjoch dynamische Aufwinde bis über 2000 m hervorbrachten, war am Guffert zunächst einmal Schluß.

Da, wo ich glaubte, es würde erst richtig losgehen, mußte ich mich über eine dreiviertel Stunde zwischen 1600 und 1900 m mit Steigwerten im Centimeter-Bereich zufrieden geben. Das i-Tüpfelchen war in dieser Situation aber im Funk zu hören, wie hervorragend die Bedingungen etwas weiter südlich waren: Vom Ennstal kommend waren die ersten Österreicher bereits bis zum Gerlos vorgedrungen – mittlerweile in der Welle der Hohen Tauern, mit Steigwerten, bei denen ich am Guffert mit meinen Nullschiebern schlicht erblaßte.

Erst gegen 11 Uhr setzte zaghafte Thermik ein, so dass ich endlich über 2000 m kam und mich vorsichtig auf die Südseite des Rofan schleichen konnte. Doch auch hier blieb zu diesem Zeitpunkt gutes Steigen aus, und da eine große Strecke zeitlich endgültig nicht mehr drin war, wollte ich den Tag mehr hinsichtlich seiner vielfältigen meteorologischen Möglichkeiten auskosten. Denn geboten hatte der 9. Mai wirklich alles, was man sich an Aufwindmixturen nur vorstellen kann.

Als besonders positives Beispiel wäre hier der Pinzgau zu nennen. Denn der funktionierte hervorragend im Hangwind, und zudem war dieses Hangwindfeld mit jeder Menge guter Bärte durchsetzt. Und wenn man eher Lust auf die obere Etage hatte, konnte man ein paar Kilometer weiter südlich Wellen des Alpenhauptkammes nutzen. Auch das Karwendel bot übrigens im Lee der Nordkette und der Laliderer Wände sanfte Wellen.

Insgesamt also wieder ein toller Tag, an dem insbesondere aus meteorologischer Sicht viel Interessantes zu erkunden war, an dem andererseits aber auch wieder einmal deutlich wurde, wie schwierig es ist, vom Alpennordrand aus der Winde frühzeitig in die dynamischen Aufwindfelder des Südföhns zu gelangen.

Im Anschluß mein Flugweg mit Barogramm:

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Spitzingsee (und darüber noch zu erkennen der Schliersee)

Foto vergrößernSpitzingsee (und darüber noch zu erkennen der Schliersee)

Blick von der Benediktenwand Richtung Lenggries und Bad Tölz

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Blick von der Benediktenwand Richtung Walchensee und Kochelsee

Foto vergrößernBlick von der Benediktenwand Richtung Walchensee und Kochelsee

Blick von der Benediktenwand nach Süden in die Jachenau

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Blick von der Benediktenwand nach Norden zum Starnberger See

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Über Wildbad-Kreuth Blick zum Tegernsee mit Rottach

Foto vergrößernÜber Wildbad-Kreuth Blick zum Tegernsee mit Rottach

Flug von Hans Fitterer am 9. Mai 2002
Barogramm zum Flug von Hans Fitterer am 9. Mai 2002

Was war sonst noch los am Vatertag in Geitau:

Auf Strecke waren auch

  • Günther Wagner mit der DG 202
    (aus seiner Digitalkamera stammen die Fotos auf
    dieser Seite),
  • Ernst Messner mit dem Zugvogel,
  • Uli Plarre mit dem Cirrus,
  • Andi Neu mit dem Kestrel und
  • Michael Welunschek mit der Vereins-Libelle.

 

Anflug auf den Wendelstein

Foto vergrößernAnflug auf den Wendelstein

Noch einige Worte zu den Fotos:

Nach einem schönen Spazierflug durch die Alpen nahm sich Günther Wagner vor der Landung noch den Wendelstein vor.

Dieser Hausberg der Geitauer Segelflieger mit der Zahnradbahn, der Seilbahn, der Wendelsteinkapelle, dem alten und neuen Hotel und dem Gipfel mit Wetterstation und Observatorium ist weit bekannt.

Die Luftbildaufnahmen zeigen einen interessanten Berg, der von jeder Seite sein eigenes Bild zeigt.

Blick von oben auf den Gipfel, neues und altes Hotel

Foto vergrößernBlick von oben auf den Gipfel, neues und altes Hotel

Der Wendelstein grüßt aus der Ferne

Foto vergrößernDer Wendelstein grüßt aus der Ferne

Aber auch unsere Flugschüler kamen nicht zu kurz. Unsere Fluglehrer Günter Thiele und Martin Dinges machten zahlreiche Schulstarts, damit unsere Flugschüler auf ihrem Weg zum Segelflugschein vorwärts kommen.

Mal schauen - vielleicht können wir auf unserer diesjährigen Sonnwendfeier den einen oder anderen Alleinflieger hochleben lassen!

 

Der Wendelstein von Nordost

Foto vergrößernDer Wendelstein von Nordost

Vor der Landung noch einen Blick auf Bayrischzell

Foto vergrößernVor der Landung noch einen Blick auf Bayrischzell

Samstag, 11. Mai:  Das Spiel mit den Überentwicklungen

Bereits der Freitagabend hatte gezeigt, zu welch Unwettern die derzeitige feucht-labile Luftmasse im Stande ist. Die Wettervorhersagen waren eindeutig, mit frühzeitigen Überentwicklungen, Schauern und Gewittern mußte überall gerechnet werden.

Bereits um 11 Uhr ging der Spuk schon los. Doch da es sich nicht um eine Front handelte, sondern die Überentwicklungen zunächst mehr oder weniger (großflächig) lokal waren und sich zeitlich sehr unterschiedlich entwickelten, war es durchaus möglich, durch geschickte Routenwahl kleinere Strecken unter hervorragenden Bedingungen zurückzulegen. So zeigte sich der Pinzgau über die Mittagsstunden von seiner besten Seite, aber auch die Hohen und Niederen Tauern gingen zeitweise prächtig mit Steigwerten bis zu 4 m/s oder sogar noch mehr und Basishöhen über 3000 m.

Die schwierigen Bedingungen schickten Michael Welunschek auf eine Wiese bei Kundl im Inntal. Unterwegs war auch Martin Dinges mit seinem Ventus. Er kam aber früh zur Landung und schulte anschließend unsere Flugschüler. Diese konnten an diesem Flugtag auch auf die Dienste von Uli Plarre zurückgreifen.

Erst am späteren Nachmittag machte es dann vollständig dicht. Was uns nicht immer gelingt: sogar den Bergfalken brachten wir gegen 17:30 Uhr noch trocken in die Halle!

Hier der Flug von Hans Fitterer:                                            Download der IGC-Datei  Download der IGC-Datei

Flug von Hans Fitterer am 11. Mai 2002
Barogramm zum Flug von Hans Fitterer am 11. Mai 2002
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Erstellt: 10.11.1999   letzte Änderung: 4/16/2009   Die Seiten des LSC Schliersee werden betreut von Kajetan Nürnberger   Hinweise