05 oder 23 ?

Das ist die Frage, wenn’s drum geht, in welche Richtung gestartet bzw. gelandet werden soll. Im Gegensatz zu den meisten anderen Flugplätzen gibt es in Münster auf diese Frage jedoch sehr häufig keine eindeutige Antwort. Warum?

Weil oft am Südwest-Ende des Flugplatzes Südwestwind und gleichzeitig am Nordost-Ende des Flugplatzes Nordostwind herrscht. So kann die gleichzeitige Beobachtung der Windsäcke an den beiden Bahnenden bei nicht Eingeweihten durchaus für Verblüffung sorgen. Und für startende und landende Flugzeuge bedeutet diese Situation eben, dass der erste Teil des Starts und der Endanflug bei der Landung mit Rückenwind stattfindet – so oder so.

Dabei ist der Windsprung im Bereich der Bahnmitte vor allem bei Landungen nicht zu unterschätzen. Denn Richtung 23 fällt die Landebahn ab, und wenn man im Endteil auf die 23 aufgrund des Rückenwindes ohnehin mit erhöhter Fahrt ankommt und dann vielleicht kurz vor dem Aufsetzen noch zusätzlich Auftrieb durch plötzlichen Gegenwind erfährt, dann kann die Landebahn schnell zu kurz werden.

Warten auf den Start. An den Südost-Flanken wird erste Thermik sichtbar.

Warten auf den Start.
An den Südost-Flanken wird erste Thermik sichtbar.

„Ruhe“ am Morgen. Kommt der NO oder der SW?

„Ruhe“ am Morgen. Kommt der NO oder der SW?

Normalerweise finden Landungen daher Richtung 05 statt, außer es bläst über den gesamten Platz eindeutig Südwestwind oder es ist nahezu windstill.

Die beschriebene Windsituation hat aber auch einen positiven Effekt: Über dem Talraum entsteht eine Konvergenz, die zu großflächigem Steigen aus relativ niedrigen Höhen führen kann, oft direkt über dem Flugplatz. Diese Konvergenzzone ist in der Regel jedoch nicht stationär, sondern wandert in einem begrenzten Bereich talauf und talab. Je nachdem, wie stark die einzelnen Äste der aufeinander treffenden Strömungen ausgeprägt sind – dies hängt sowohl von der Ausbildung der thermischen Talwindsysteme als auch von den aus der Großwetterlage resultierenden überregionalen Winden ab – kann sich dieser Effekt in etwa zwischen Brig und Ulrichen ausbilden.

Ein thermischer Talabwind, hier im Goms der Nordostwind, ist übrigens ein Phänomen, das auch in anderen Regionen bekannt ist. So wie beispielsweise im Engadin der Malojawind den Malojapass überströmt und dann das Inntal abwärts bläst, überströmt der Talwind des Haslitals den Grimmselpass oder der Talwind des Bedrettotals den Nufenenpass.

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Erstellt: 10.11.1999   letzte Änderung: 4/16/2009   Die Seiten des LSC Schliersee werden betreut von Günther Wagner   Hinweise