Abflugrouten

Richtige Frühstarts sind aufgrund des Windenstarts leider nicht möglich. Dynamisch bestehen kaum Möglichkeiten. Bei gutem Wetter sind erste nutzbare Thermikentwicklungen frühestens zwischen 10:00 und 10:30 Uhr zu erwarten. Dann dauert es in der Regel aber noch mindestens 15 bis 30 Minuten, bis wir uns aus dem Relief gearbeitet haben und endlich los fliegen können.
Spätestens dann stellt sich die Frage: Westabflug oder Ostabflug? Hier spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle, allerdings kann man generell sagen, dass der Westabflug meistens funktioniert, während der Ostabflug wegen der unmittelbar anstehenden Inntalquerung nicht immer praktikabel ist. Insbesondere bei großen Dreiecksflügen kommen taktische Überlegungen ins Spiel: Ein Westabflug kann beispielsweise vorteilhaft sein, wenn im Tagesverlauf von Westen her eine Wetterverschlechterung (z.B. Überentwicklungen, Cirren, Warmluft, etc.) zu erwarten ist. Dann will man natürlich den westlichen Wendepunkt, häufig im Engadin, möglichst früh umrunden, um im weiteren Verlauf dem herannahenden schlechten Wetter nach Osten zu entfliehen. Umgekehrt hat ein Ostabflug den Vorteil, dass man die erste Hälfte des Flugtages in dem relativ niedrigeren, meist früher entwickelten östlichen Alpenraum verbringt, um erst im Verlauf des Nachmittags in den relativ höheren, eher später gut entwickelten westlichen Alpenraum (Engadin) vorzudringen. Dazu kommt, dass der letzte Schenkel aus dem Engadin Richtung Heimat vom hohen ins niedrige Relief führt, keine Hauptkammquerung mehr erfordert und außerdem mit der Sonne im Rücken erfolgt.

Westabflug

Da beim Westabflug in der Regel keine allzu großen Gleitstrecken zu den nächsten Thermikquellen erforderlich sind, kann dieser Abflug auch bei relativ niedrigen Basishöhen gut realisiert werden. Meist führt er von der Aiplspitz (5) oder der Maroldschneid (3) über den Risserkogel (11) und ggf. den Roß-und Buchstein (12) Richtung Juifen/Demeljoch (13) und dann weiter zum Soierngrat (14). Alternativ, vor allem im Frühjahr, fliegen wir vom Roß-und Buchstein (12) über die Jachenau (15) oder noch eins weiter nördlich über Brauneck und Benediktenwand (16) nach Westen. Scheint es angebracht, möglichst schnell den Alpenrand Richtung höheres Gelände zu verlassen, kann der Weg über Hinteres Sonnwendjoch (21) oder Schinder (27) zum Guffert (22) und dann weiter Richtung Karwendel führen.

Ostabflug

Aufgrund der größten zu erwartenden Basishöhen beginnt der Ostabflug sehr häufig im Bereich Maroldschneid (3) / Rotwand (4). Da die weiter östlich und südöstlich gelegenen, unmittelbar ans Inntal grenzenden Berge wie Großer Traithen (28) oder Trainsjoch oft keinen zusätzlichen Höhengewinn versprechen, gleiten wir häufig von der Maroldschneid (3) bis zum Wilden Kaiser (29) durch; das sind etwa 20-25 km. Je nach Flugzeug und Windkomponente kostet dieser Gleitflug somit ca. 400 bis 700 Höhenmeter, so dass sich aus einer angepeilten Mindestankunftshöhe von 1800 m NN am Westende des Wilden Kaisers (29) eine Mindestabflughöhe von 2300 m an der Maroldscheid (3) für ein Standardklasseflugzeug ergibt. Natürlich sind dies nur grobe Anhaltswerte und selbstverständlich sind zum Beispiel die Art der Luftmasse (knackige Kaltluftmasse oder von unten raus „stumpfe“ Warmluftmasse) oder das Vorhandensein einer Talinversion wesentliche Kriterien dafür, wie weit man von den genannten Anhaltswerten in die eine oder andere Richtung abweicht. Wie schon erwähnt führt die Standardroute direkt über Kufstein auf die Südseite des Wilden Kaisers (29). Der Zahme Kaiser (30) einschließlich Feldberg und Scheibenbühel können durchaus eine Alternative darstellen, welche jedoch selten genutzt wird.