04.03.2015 Welle

In der Nacht hat der Wind stark aufgefrischt und fegt bereits in der früh aus Nord über den Platz...der Windsack steht waagrecht. Benni gibt uns schon vor dem Frühstück einen Wetterüberblick aus dem Computer und ein Blick auf die umgebenden Berge zeigt uns gut gezeichnete Rotorlinien am Apôtre und Pic de Bure.

Nach unserem obligaten Kaffee mit Pain au Chocolat oder Rosinenschnecke in Serres und anschließendem Frühstück in unserem Chalet holen wir uns im Briefing um 10Uhr bei Klaus noch weitere wichtige Infos. Wie es aussieht dreht der Wind bei etwa 4000m stark von Nord nach West. Die Wellenentwicklung wird wohl nicht so hochreichend sein wie erhofft aber die Vorhersage sorgt für eine gute Stimmung.
Nach dem Aufrüsten der Maschinen starten Horst und Michael, dank Ihrer Eigenstarter Ventus, recht bald und gewinnen sehr schnell an Höhe. Wir müssen noch warten, denn die Schleppmaschine hat ein Batterie Problem und springt nicht an. Es vergeht fast eine Stunde bis der dumpfe Sound der Morane D-EBWZ dann endlich über den Platz wummert...Ich helfe Benni und Stephan als Wingman und mach mich dann selbst startklar. Der Wind ist saukalt und fegt mit ordentlichen Böen über den Platz. Vor uns gehen noch Fridolin und Ernst raus und dann kommt die Morane in steilem Abstieg zurück an den Platz. Wir klinken ein und es geht los. Bereits nach kurzer Rollstrecke heben wir ab und dann auch die Schleppmaschine, die heute ungewöhnlich steil nach oben zieht. Nach einer großen Rechtskurve sind wir schnell am Arrambre, unserem Hausberg, klinken aus und steigen im kräftigen Hangwind zügig auf knapp 1800m. Nördlich sehen wir eine Rotorwolke bei Aspremont. Wir queren mit nur wenigen Metern Höhenverlust und finden bald den Einstieg in den Rotor der uns zügig über 3000m steigen lässt. Weiter Richtung Norden, dem Apôtre nördlich vorgelagert über dem Ort La Faurie steigen wir vor der Wolke weiter bis etwa 3200. Da unter uns bereits der Janus "KO" den Einstieg gefunden hat machen wir ihm Platz und verlagern uns in Richtung Pic de Bure, der von einem gewaltigen Wolkenwasserfall überspült wird. Die vorgelagerte Rotorwolke katapultiert uns mit stellenweise 6 m/s und mehr gewaltig in die Höhe. Es ist unglaublich turbulent wie ich es bisher noch nicht erlebt habe...Sebi beschließt das wir uns in ruhigere Gefilde verlagern und wir fliegen etwas südlicher über Montmaur und Veynes nach Aspremont um am dortigen Rotor nochmals Höhe mitzunehmen. Da der Weg Richtung Osten nur durch den turbulenten Teil am Pic de Bure erreichbar ist und gleichzeitig auch noch der Westen Richtung Rhône Tal weitaus schöner aussieht, beschließen wir uns der schön gezeichneten Welle südlich des Rosans Tal zu bedienen. Mit 120 - 140 km/h fliegen wir nun immer an dieser Linie entlang und steigen. Es ist ein unglaublicher Ausblick ins Rhône Tal und über die uns umgebenden Berge. Der Schnee glitzert in der Sonne und die Rhône schlängelt sich wie ein silbernes Band in Richtung Süden. Etwas westlich von Rosans sind wir auf über 3500m angekommen. Weiter fliegen wir Richtung Nyon und wenden kurz darauf um wieder Höhe für den Rückflug zu tanken. Der gleichen Linie entlang halten wir uns stetig auf 3000 - 3500m. Über Aspremont nehmen wir noch ein paar Meter mit und gehen wieder auf Kurs Pic de Bure...Über dem Steinbruch bei Montmaur beginnt wieder der turbulente Part. Sebi kurbelt dieses Mal vor dem Rotor und wir steigen wieder mit 6 m und mehr auf 3400m und weiter an der südöstlichen Flanke des Pic bis auf über 3600m. Der Weiterflug Richtung Osten sieht immer noch nicht gut aus und wir beschließen nochmal die schöne Route Richtung Westen zu nehmen. Wir wenden erst ein gutes Stück weiter westlich als beim ersten Schenkel und gleiten mit 130km/h die Strecke zurück ohne nennenswert Höhe zu verlieren. Rechts von uns zeigt sich wieder der Mont Ventoux. Im Gegensatz zu unserem ersten Flug, sieht er aus dieser Höhe fast schon klein aus. Vor uns liegt die Badewanne, der Mont St. Genis der uns bei den ersten Flügen gute Thermik beschert hat. Ganz hinten, weit hinter dem Pic de Bure schaut "La Meije" über das Wolkenmeer...

Inzwischen ist es bald 17:00 und wir müssen bald zurück am Platz sein, denn die Sonne ist so früh im Jahr doch noch sehr früh hinte r dem Horizont verschwunden. Wir fliegen eine lange Runde Richtung Skigebiet Ceüze, der" Salatschüssel" um Höhe abzubauen...auch die deutlich niedrigere Route, südlich der bisherigen Linie vor dem Pic de Bure ist sehr turbulent. Zurück über dem Platz am Arrambre schauen wir uns das Treiben am Platz an und planen in Kürze zu landen. Der starke Wind erzeugt aber hier wieder eine adäquates Steigen und wir sind kurz darauf nochmals auf 2700m...so war das eigentlich nicht gedacht...wir wollen runter und es geht nur rauf... Im Westen geht die Sonne schon fast unter und illuminiert den Himmel mit seinen zerfetzten Wolken einfach großartig...schnell noch ein paar Bilder gemacht und immer noch so hoch....
Also nochmal Richtung Süden an die Badewanne...mit ausgefahrenem Fahrwerk und zeitweise Klappen zwingen wir den immer noch aufstrebenden Janus nach unten...unter uns kommt gerade Ernst im Zugvogel zurück und setzt zur Landung an...kurz darauf ordnen auch wir uns in die Platzrunde ein und landen mit einem steilen Abstieg, diesmal von Süden her gegen den starken Wind...
Als wir aus dem Janus aussteigen leuchtet bereits der Vollmond und Fridolin kommt mit seinem Auto um uns zum Hänger zurück zu schleppen. Das Abbauen findet diesmal mit Stirnlampen bei Vollmond statt.
Zufrieden und überwältigt von den Eindrücken sitzen wir kurz darauf wieder in Chalet N° 5 und tauen auf...Zwischendrin hab ich mal auf das Außenthermometer geschaut...-13,5°C hatte es da oben. Aber was macht das schon. Es war einfach unbeschreiblich...

Hier gehts zu dem Flug

06.03.2015 Low and slow...

Gestern hatte, nach unserem schönen Wellenflug, der Mistral nochmal deutlich an Stärke dazu gewonnen und wir beschlossen einen Tag Pause zu machen und uns das schöne Städtchen Die anzuschauen. Schon der Weg dorthin über den Col de Grimone führte uns durch spannende Felsschluchten an ein paar schönen Wasserfällen vorbei...ein gelungenes Ersatzprogramm für einen flugfreien Tag.

Das Briefing heute Morgen war zwar nicht sehr vielversprechend, aber Sebi und ich beschließen auch diesen vermutlich schwachen Tag zu nutzen. Auch Benni sieht's sportlich und will den Tag zum Üben nutzen.

Um 13:40 starten wir kurz nach Benni, der schon am Petit Arrambre Höhe gemacht hat und nun am Hang des Arrambre weitersteigt.

Wir lassen uns auch an den Petit Arrambre schleppen und klinken am nordwestlichen Ausläufer nahe Sigottier aus. Nach ein paar flachen Achtern am Hang übersteigen wir bald den Grat und können noch ein paar Meter dazu kurbeln...bei 1400m stehen wir aber schon an der Inversion an und kommen nicht höher. Auch am westlich von Sigottier liegenden, zerklüfteten Rücken können wir uns gerade halten aber keine Höhe gewinnen.
Wir queren an den breiten Hang des Arrambre an dem wir uns einige weitere Meter bis knapp 1500m hoch kämpfen. Ein weiterer Janus fliegt etwas oberhalb des Grates und wir suchen uns erstmal eine Alternative etwas nördlich des Flugplatzes...dort wo sich vor drei Tagen scheinbar alle nennenswerte Thermik des Talraumes vereinigt hatte ist heute alles, nur keine Thermik...der Versuch kostet uns fast 300m und wir gehen erneut zurück an den Arrambre Hang um Höhe zu tanken.

Der zweite Janus bügelt immer noch die Gipfelkante und wir verkrümeln uns erst mal östlich an den Ausläufer des Mt. Au'jour. Auch dort finden wir alles außer steigenden Luftmassen. Weder thermisch noch durch Hangaufwind können wir hier auch nur ein paar Meter gewinnen und haben fast 400m verloren. Auf dem Rückweg zum rettenden Arrambre Hang, finden wir über einer Brücke nahe La Bâtie- Montsaleon einen Thermikbart, der Sebi und mich zurück über die 1500m Marke bringt...1538m wird heute nicht mehr von uns überboten werden. Südlich von uns kreisen Benni in seiner LS1 und Robert Schymalla mit dem Nimbus4 über dem Col de Faye.
Nochmal versuchen wir den verlängerten Arm des Au'jour am Hang, doch auch mit dem jetzt höheren Anflug finden wir nichts, was es wert wäre hier zu bleiben.
Weiter weg vom Platz wollen wir mit der geringen Höhe nicht fliegen und so kehren wir um und gleiten wieder zurück Richtung Sigottier. Wir kurbeln an verschiedenen Punkten über dem großartigen Grat und können uns mehr oder weniger auf 1300m halten, bevor wir nochmal einen neuen Versuch wagen...diesmal Richtung Aspremont. Eine Zeitlang begleiten uns wieder zwei Adler...leider hab ich meinen Foto nicht schnell genug bei der Hand, es wären wunderbare Bilder. So nah hab ich die Freunde in freier Wildbahn noch nie gesehen. Manchmal kommt es einem vor, das sich die Vögel sogar an uns orientieren... Über dem "Dicken Wirt" , einem Punkt der zuweilen nicht nur thermisch sondern Abends auch kulinarisch etwas zu bieten hat, geht's endlich wieder zart aufwärts, aber wirklich nur zart. So sehr wir uns bemühen bekommen wir nur wenig über 1400m.
Als wir wieder zurück an den sicheren Arrambre fliegen, der zweite Janus bügelt hier immer noch die Hangkante, haben wir über unserem Platz nur noch 1100m, also nur 300m über dem Platz. Selbst wenn der Hang jetzt nicht mehr trägt sind wir auf der sicheren Seite und können uns in die Platzrunde zur Landung einreihen.
Der Hang trägt aber immer noch gut. Schnell haben wir wieder 300m gut gemacht und dann nochmal rauf bis 1500m.
Wir versuchen nochmal einen Ausflug nach Osten, nach Westen und auch über Aspremont, finden hie und da tragende Linien oder einen zarten Thermikbart, so dass wir uns immer um die 1300m halten können. Bald haben wir die 3 Stunden Grenze erreicht und sind über 60km im Zickzack über dem Platz geflogen...genug für heute.
Ein paar Schleifen noch um die Höhe abzufliegen und schon sind wir wieder zurück am Flugplatz. Das Fazit des Tages: auch schwache Tage sind immer noch besser als zuzuschauen bzw. schwache Tage sind dafür da in harten Zeiten nicht den Mut zu verlieren. Irgendwo gibt es immer noch eine Möglichkeit wieder a bisserl Höhe aber auch Zeit zum Denken für weitere Entscheidungen zu gewinnen.
Für Morgen sieht die Vorhersage noch bescheidener aus als für heute und wir beschließen beim Abendessen, am Samstag eine kleine Bergtour auf den Saint Apôtre zu machen.
Das war für mich heute der letzte Flug hier in Serres. Am Sonntag geht es nach dieser intensiven Woche mit vielen neuen großartigen Eindrücken wieder nach Hause...sicher werde ich hier noch öfter herkommen aber jetzt freue ich mich erstmal auf meine Lieben zu Hause und eine tolle Flugsaison in heimischen Gefilden.

Hier gehts zu dem Flug

Zum Schluss noch ein paar Bilder aus Serres

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